AT-OeStA/AdR AAng BKA-AA StGermain Friedensdelegation St. Germain, 1918-1919 (Teilbestand)

Archivplan-Kontext


Angaben zur Identifikation

Signatur:AT-OeStA/AdR AAng BKA-AA StGermain
Titel:Friedensdelegation St. Germain
Entstehungszeitraum:1918 - 1919
Stufe:Teilbestand
Frühere Signaturen:01R304/1

Angaben zum Umfang

Anzahl:25
Archivalienart:Akten

Angaben zum Kontext

Aktenbildner-/Provenienzname:Staatsamt des Äußern 1918-1919
Verwaltungsgeschichte:Am 2. Mai 1919 übermittelte der französische Gesandte in Wien, Henri Allizé, dem Staatssekretär für Äußeres die Einladung des Oberen Rates der alliierten und assoziierten Mächte, eine deutschösterreichische Delegation nach St. Germain en Laye zur Prüfung der Friedensbedingungen zu entsenden. Die Konstituierende Nationalversammlung fasste am 8. Mai 1919 den Beschluss Karl Renner als bevollmächtigten Vertreter Deutschösterreichs zu benennen. Der christlichsoziale Abgeordnete Alfred Gürtler und der deutschnationale Abgeordnete Ernst Schönbauer wurden ihm zur Seite gestellt. Außerdem wurde die Delegation durch eine Reihe von Hilfskräften, durchwegs höhere Beamte der Staatsämter, Universitätsprofessoren und Politiker, ergänzt. Der Delegation waren weiters sechs Vertreter der Presse sowie das erfoderliche Kanzleipersonal beigegeben.

Die Zusammensetzung der Delegation war mit dem Vorbehalt erfolgt, erforderlichenfalls im Laufe der Arbeiten nachträglich neue Arbeitskräfte nach St. Germain zu berufen bzw. andererseits Delegationsmitglieder nach Vollendung ihrer Arbeiten nach Hause zurückschicken zu können. Tatsächlich haben auch später Veränderungen in der Zusammensetzung der Delegation stattgefunden.

Am 14. Mai 1919 um 18.00 Uhr traf der Sonderzug in St. Germain ein und die Delegation nahm trotz schwerer Hürden ihre Arbeit auf. Die endgültigen Friedensbedingungen wurden am 2. September 1919 um 17.00 Uhr der österreichischen Delegation überreicht.

Nachdem Dr. Karl Renner den Entwurf der Nationalversammlung vorgelegt hatte und letzte Änderungen erfolgt waren, wurde der Staatsvertrag am 10. September 1919 im Schloss von St. Germain en Laye unterzeichnet.
Archivierungsgeschichte:Das Archiv der österreichischen Friedensdelegation in St. Germain wurde von Anfang an als Hilfsmittel für die laufenden Verhandlungen aufgebaut und dementsprechend in seiner Grundordnung belassen. Es wurde darauf geachtet die Delegationsmitglieder umfassend zu informieren, indem man sich sämtliche verfügbaren Quellen zunutze machte. So erhielt die Delegation nicht nur von österreichischen Stellen und den ausländischen Zivil- und Militärmissionen in Österreich ständig Informationen, sondern auch über den freilich noch bescheidenen Apparat der österreichischen Vertretungen im neutralen Ausland, das heißt in den nicht kriegsführenden Staaten. Vor allem aus der Schweiz trafen laufend Nachrichten ein. Der Delegation stand auch eine umfassende Presseinformation, vorwiegend aus französischen Journalen, zur Verfügung.

Nach der Abreise der österreichischen Delegation verblieb das Archiv in Paris und bildete eine der Grundlagen für die Tätigkeit der nach der Aufnahme ordentlicher Beziehungen mit Frankreich neu aufgebauten österreichischen Gesandtschaft. Das Archiv der Delegation diente zur Durchführung der Bestimmungen des Friedensvertrages und wurde dementsprechend fortwährend ergänzt. Zusammen mit dem Gesandtschaftsarchiv wurde es in der österreichischen Gesandtschaft in Paris verwahrt, bis es auf Betreiben von Ludwig Bittner, wohl auch im Interesse seiner Studien über die Kriegsschuldfrage, in den Jahren 1931 und 1932 in zwei Teilen nach Wien ins Haus-, Hof- und Staatsarchiv kam.

Im 2. Weltkrieg wurde der Bestand aus Sicherheitsgründen ausgelagert und dabei in Unordnung gebracht. Die zusätzlich entstandenen Verluste hielten sich aber in Grenzen.

1988 wurden die Materialien schließlich in das Zentralarchiv übersiedelt, dem Archiv der Republik angeschlossen und bald darauf neu geordnet.

Angaben zu Inhalt und Struktur

Inhalt:Anleihe; Anschluss; Archive; Armee; Ausnahmezustand; Ausweisungen; Bandenwesen; Banken; Blockade; Denkschriften; Deutschböhmen; Drau; Eingaben; Eisenbahnen; Entente; Finanzen; Flotte; Gebietsfragen; Gewaltmaßnahmen; Gewerbe; Gewerkschaften; Grenzen; Häfen; Handelspolitik; Hochschulen; Innenpolitik; Kammern; Kärnten; Kriegsschuldfrage; Kunst; Kunstschätze; Laun; Liquidation; Luftfahrt; Militär; Minderheitenschutz; Monarchie; Ödenburger Frage; Presse; Propaganda; Proteste; Reparationen; Resolutionen; Schifffahrt; Sudetenland; Südslawien; Südsteiermark; Sukzessionsstaaten; Tirol; Verbände; Vereine; Verkehrswesen; Vermögensbeschlagnahme; Volksabstimmung; Vorarlberg; Waffenstillstandskommission; Währung; Wasserwege; Zivilinternierte
Ordnung und Klassifikation:Das Archiv der österreichischen Friedensdelegation in St. Germain gliedert sich in 4 Teile:

Der erste Teil und zugleich Hauptteil ist wieder in 4 Gruppen unterteilt:

I Politische Angelegenheiten
II Verwaltungsangelegenheiten
III Wirtschaft
IV Rechtsangelegenheiten

Die Akten der jeweiligen Gruppe sind nach Signaturen abgelegt, wobei jeder Signatur ein bestimmter Betreff zugeordnet ist. Neben den 4 Gruppen gibt es noch einige Kartons mit diversen Materialien (Karten, Denkschriften, Kopien, Probedrucke etc.).

Der zweite Teil des Bestandes ist der Anhang I, die sogenannten Laun-Akten. Diese Materialien sind im Referat Professor Dr. Rudolf Launs entstanden und behandeln vor allem Fragen der Minderheiten, Schulangelegenheiten und Grenzprobleme.

Der Anhang II bildet den dritten Teil des Bestandes. Die hier hinterlegten Akten behandeln die Frage des Burgenlands (Westungarn). Die Ödenburger Volksabstimmung wird umfassend dokumentiert, ebenso wie die Militärkommission in Ödenburg und das Bandenwesen.

Der Anhang III, der vierte Teil des Bestandes, beinhaltet Material über die Volksabstimmung in Kärnten, die jugoslawischen Grenzanfechtungen und Situationsberichte der Kärntner Landesregierung.

Der Zugriff erfolgt über einen Archivbehelf. Geschäftsbücher sind keine vorhanden.

Angaben zur Benutzung

Zugangsbestimmungen:Der Bestand ist gemäß Bundesarchivgesetz (BGBl. I/162/1999) in Zusammenhang mit der Benutzerordnung des Österreichischen Staatsarchivs in der jeweils gültigen Fassung zugänglich.
Sprache:Deutsch, Französisch
Findhilfsmittel:Archivbehelf

Angaben zu verwandtem Material

Veröffentlichungen:Fink, Manfred (Hrsg.): Das Archiv der Republik und seine Bestände. Teil 1: Das Archivgut der Ersten Republik und aus der Zeit von 1938 bis 1945. Wien 1993
Neck, Rudolf: Die Österreichische Friedensdelegation in St. Germain. Ihr Archiv und ihre Arbeitsweise.
Kleinwaechter, Friedrich F.G.: Von Schönbrunn bis St. Germain. Die Entstehung der Republik Österreich. Graz 1964
 

Verwandte Verzeichnungseinheiten

Verwandte Verzeichnungseinheiten:keine
 

Benutzung

Erforderliche Bewilligung:Keine
Physische Benützbarkeit:Uneingeschränkt
Zugänglichkeit:Öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL:https://archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=5252
 

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