AT-OeStA/KA ZSt HKR SR KzlA Hofkriegs-Kanzleiarchiv (KzlA), 14. Jh.-19. Jh. (Teilbestand)

Archivplan-Kontext


Angaben zur Identifikation

Signatur:AT-OeStA/KA ZSt HKR SR KzlA
Titel:Hofkriegs-Kanzleiarchiv (KzlA)
Entstehungszeitraum:14. Jh. - 19. Jh.
Stufe:Teilbestand

Angaben zum Umfang

Anzahl:90
Archivalienart:Verschiedene Archivalientypen ohne genauere Spezifizierung

Angaben zum Kontext

Aktenbildner-/Provenienzname:Hauptsächlich Hofkriegsrat (dabei auch rückgelieferte Originale!)
Verwaltungsgeschichte:Das 1711 gegründete Hofkriegsrätliche Kanzleiarchiv ("archivum bellicum") stellt die ältere institutionelle Wurzel des Kriegsarchivs dar. Sichtlich als Auslesearchiv der bedeutendsten Schriftstücke gedacht, wie die Instruktion für den ersten Archivar deutlich macht, verwaltete es bald die von der Kanzlei des Hofkriegsrates nicht mehr benötigten Bücher und Akten der Behörde selbst (1748 war 1736 das Grenzjahr!), aber auch Fremdprovenienzen, deren Aufbewahrung für wichtig erachtet wurde (Nachlässe, eingelieferte Armeeakten, Karten und Pläne usw.), ja sogar Realien wie Münzen, Kupferplatten, Siegel oder Modelle und ab 1776 eine Militärbibliothek. In diesem Jahr, in dem auch das Kanzleiarchiv mit dem Geniearchiv verschmolzen wurde, veränderte sich die Natur des Hofkriegskanzleiarchivs teilweise von einem Behördenarchiv wieder in Richtung eines nach 40 Sachgruppen geordneten Auslesearchivs. Eben dieser Kern des Hofkriegskanzleiarchivs ist mit dem heute unter diesem Namen bestehenden Bestand gleichzusetzen. Die Protokoll- und Aktenreihen des Hofkriegsrates selbst wurden der Behörde bzw. deren Registratur zurückgestellt.
Von 1.11.1783 (bis 1846) war das Kanzleiarchiv nach Aufhebung des Universaldepositenamtes mit der Militärdepositenadministration verbunden, hatte also die Depositen zu übernehmen, zu verzeichnen und evident zu halten. 1846 wurde das Kanzleiarchiv zur Registratur des Hofkriegsrates (ab 1848 des Kriegsministeriums) geschlagen und "Registratur und Kanzleiarchiv" oder auch "alte Registratur" benannt. Später firmierte es auch als "Registratursarchiv des k.k. Reichskriegsministeriums". Die Depositenadministration wurde mit ihrem bisherigen Personal selbständig.
Zu den Aufgaben des Kanzleiarchivs als Teil der Registratur zählte nicht zuletzt die Evidenthaltung der gedruckten Verordnungen der Zentralstellen und, wie man aus den entsprechenden Normalienindices ableiten darf, die Durchsicht des Altaktenbestandes (bis zurück ins 17. Jahrhundert) auf Normalverordnungen.
In der Geschäftsordnung des Kriegsministeriums 1917, S. 40, wird das Kanzleiarchiv noch als Teil der Allgemeinen Registratur mit folgendem Aufgabenbereich erwähnt: Evidenthaltung der Dienstbücher (samt Reserveexemplaren), periodischer Zeitschriften, Verordnungs- und Reichsgesetzblätter, Evidenthaltung der Heiratswidmungsurkunden, der Eide und Reverse von Militärpersonen und Angehörigen, der Hauptberichte, Qualifikationsbeschreibungen und Listen über pensionierte Generale, Stabs- und Oberoffiziere.
Die alte Registratur des Kriegsministeriums samt dem Hofkriegskanzleiarchiv ist von der Forschung des 19. Jahrhunderts kaum berücksichtigt worden. Gerson Wolf, Geschichte der k.k. Archive in Wien (Wien 1871) etwa kannte sie nicht. Nachdrücklich machte dann erstmals auf seine Schätze aufmerksam Bancalari, Gustav: Quellen der oesterreichischen Kriegs- und Organisationsgeschichte. Wien 1872.
Archivierungsgeschichte:Das Kanzleiarchiv mußte 1809 Material an die französischen Besatzer ausfolgen. Das Kriegsarchiv bemühte sich seit 1876 um die Übernahme der Altbestände der Registratur des Kriegsministeriums (Hofkriegsrates), in der das Kanzleiarchiv aufgegangen war, scheiterte aber nicht zuletzt auch am eigenen Platzmangel, nur die Bestallungen gelangten noch 1876 ins Kriegsarchiv. Erst 1889 konnten die Bücher und Akten des Hofkriegsrates aus der Zeit bis 1815 übernommen werden. 1892 folgte der auch heute noch "Hofkriegskanzleiarchiv" oder kurz "Kanzleiarchiv" genannte Teilbestand. Aus den ab 1889 en bloc aus dem Kanzleiarchiv bzw. der Registratur des Reichskriegsministeriums übernommenen Beständen bildete man im Kriegsarchiv die neue II. Section.
Bereits 1859 hatte das Kanzleiarchiv aus den Gruppen VII (Grenzverhandlungen) und XV (Diplomatische Verhandlungen, insbesondere Ungarn und das Osmanischen Reich betreffend) die wichtigsten Schriftstücke, insbesondere die Türkischen Urkunden, an das Haus-, Hof- und Staatsarchiv abgetreten (Übergabsverzeichnis vom 26.6.1859; siehe Karton 87, alte Verzeichnisse), wobei wichtige Begleitdokumente zum Schaden einer übersichtlichen Überlieferung zurückblieben. Ein Teil der an das Haus-, Hof- und Staatsarchiv ausgelieferten Stücke kam 1972 zurück (KA Zl. 32115/1972). 1862 nahm das Kanzleiarchiv 18 Stück Originalerlässe des Hofkriegsrats in Verwahrung. Diese waren Teil einer ungarischen und siebenbürgischen Urkundensammlung, die der Antiquar Schratt für den Kaiserhof erworben hatte.
Zum Bestand des Hofkriegskanzleiarchivs gehörte ursprünglich auch eine umfangreiche Impressen- und Normaliensammlung, von der 1892 30 Faszikel (bis 1815) und nach 1918 weitere 200 Faszikel an das Kriegsarchiv gelangten (heute Normaliensammlung und Militärimpressen), und ein 10 Faszikel umfassender Aktenbestand "neuer Teil" (siehe noch Inventar Bd. 1, S. 139 und AB 37*), der nach 1953 auf andere Bestände und Teilbestände des Kriegsarchivs aufgeteilt wurde (Normalienregister, Impressen Sonderreihe, Kriegsministerialakten). Der Archivbestand Militärdepositenadministration wird heute ebenfalls selbständig geführt. Das Inventar von 1953 nennt ihn noch gemeinsam mit dem Kanzleiarchiv (Bd. 1, S. 139).

Angaben zu Inhalt und Struktur

Inhalt:Der heutige Restbestand "Kanzleiarchiv" ist wohl das Herzstück des alten Kanzleiarchivs gewesen und stellt eine nach Sachgruppen abgelegte Sammlung besonders wichtiger Schriftstücke dar, die man der normalen Aktenreihe entnahm und gesondert, also besonders sicher, aufbewahren wollte. Es dominieren insbesondere Originalurkunden (wie z.B. Kaufverträge oder höherwertige Schriftsätze aus dem Bereich der Diplomatie, Deserteurkartelle mit anderen Mächten usw.), Patente und Instruktionen. Spätere Zulegungen haben dann auch weniger bedeutende Dokumente in diese Sammlung gebracht.
Wesensverwandt ist dem Kanzleiarchiv der Bestand Kriegswissenschaftliche Mémoires, der seit Beginn des 19. Jahrhunderts im Kriegsarchiv aufgebaut wurde. Beide Sammlungen bieten der struktur- und institutionengeschichtlichen Forschung durch die Ablage nach Themenbereichen einen besonders leichten Zugriff auf zentrale Schriftsätze.
Neuzugänge:Sind nicht zu erwarten.
Ordnung und Klassifikation:Der Teilbestand ist in Gruppen oder Rubriken eingeteilt, die im wesentlichen schon im Kanzleiarchiv des 18. Jahrhunderts bestanden:

I: Militärverpflegung
II: Rekrutierung und Werbung
III: Kriegskommissariat, Kassawesen, Militärintendanz
IV: Militärversorgung (Invaliden, Pensionen, Erziehungsanstalten, Sanitätswesen, Ecclesiastica)
V. Artillerie und Geniewesen
VI: Militärische Baugegenstände
VII: Militärgrenze
VIII: Militärjustiz
IX: Militärinstruktionen
X: Militärmiszellen
XI: Militärrechnungen und Hauptabschlüsse (leer)
XII: Militärstiftungsbriefe (leer)
XIII: Militärkonventionen und Urkunden aller Art
XIV: Militärverordnungen, Reglements
XV: Diplomatische Verhandlungen und Staatsverträge
XVI: Ziviladministrationsverhandlungen
XVII: Landtagsverhandlungen
XVIII: Verhandlungen und Patente des Heilige Römische Reich betreffend
XIX: Varia [großteils aufgelöst, 1953 noch leer]

Angaben zur Benutzung

Zugangsbestimmungen:Frei zugänglich (nur Einzelsignaturen!)
Reproduktionsbestimmungen:Von der Natur des Schriftguts abhängig (über Anfrage). Jedenfalls keine Selbstkopierung im Lesesaal.
Findhilfsmittel:Über den alten Schriftgutbestand des Hofkriegskanzleiarchivs bestand eine von Hauptmann Aigner 1805 für das Kriegsarchiv angefertigte Übersicht nach Sachgruppen (vgl. die Sammlung alter Behelfe in Karton 87 des Teilbestandes, ehemals Vorstandsakten Fasz. 13). 1828 wurde ein "altes Protokoll" angefertigt (jetzt AB 324*), zu dem ein zweibändiges Register (1828ff.) besteht, in dem auch die Militärimpressen bis 1893 verzeichnet wurden. Da das Register hauptsächlich als Verzeichnis zu den Militärimpressen dient, wurde es den entsprechenden Findmitteln in der Sonderreihe der Impressen zugelegt (siehe dort).
Im Kriegsarchiv wurde ein Stückverzeichnis angelegt (AB 323*, alt 316-3-16, mit einem maschinschriftlichen Kartonverzeichnis), das der elektronischen Verzeichnung für das AIS zugrundeliegt und daher außer Gebrauch treten kann.

Angaben zu verwandtem Material

Veröffentlichungen:Inventar des Bd. 1, S. 138 f. Anleitung, S. 11 (Erg.).

© Österreichisches Staatsarchiv (Michael Hochedlinger)

Weitere Bemerkungen

Bemerkungen:1859 Abtretungen an das Haus-, Hof- und Staatsarchiv (vgl. Archivierungsgeschichte). Schriftstücke aus dem Bestand des alten Hofkriegskanzleiarchivs lassen sich durch die ältere Stampiglie "EX ARCHIVO BELLICO" oder durch die jüngere "K.K. HOFKRIEGSKANZLEIARCHIV" identifizieren.
 

Verwandte Verzeichnungseinheiten

Verwandte Verzeichnungseinheiten:siehe auch:
AT-OeStA/HHStA StAbt Türkei Türkei, 1521-1866 (Serie)

siehe auch:
AT-OeStA/HHStA UR TUK Türkische Urkunden und Staatsschreiben (TUK), 16. Jh.-19. Jh. (Bestand)
 

Benutzung

Schutzfristende:31.12.1930
Erforderliche Bewilligung:Keine
Physische Benützbarkeit:Uneingeschränkt
Zugänglichkeit:Öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL:https://archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=4730
 

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