Angaben zur Identifikation |
Signatur: | AT-OeStA/AdR Justiz JA KE |
Titel: | BAfE Kaiserebersdorf / JA Wien-Simmering |
Entstehungszeitraum: | 1929 - 1995 |
Stufe: | Teilbestand |
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Angaben zum Umfang |
Anzahl: | 1174 |
Archivalienart: | Akten |
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Angaben zum Kontext |
Aktenbildner-/Provenienzname: | Bundesanstalt für Erziehungsbedürftige Kaiserebersdorf 1929-1974; Justizanstalt Wien-Simmering 1974-1995; |
Verwaltungsgeschichte: | Die ehemalige mittelalterliche Burg Kaiserebersdorf kam 1499 durch Gütertausch in den Besitz der Habsburger und wurde von Kaiser Maximilian I. zu einem Jagd- und Lustschloss umgebaut. Nachdem das Schloss während der ersten Türkenbelagerung 1529 niedergebrannt worden war, erfolgte in den Jahren 1558-1561 der Wiederaufbau, im Zuge dessen ein neues Stockwerk auf die Burg aufgesetzt und zwei Seitenflügel (einer davon war der spätere Zöglingstrakt) angefügt wurden.
Maximilian II. ließ im 16. Jahrhundert eine Menagerie bzw. einen Zwinger errichten, in welchen die fremdländischen Tiere, die der Prinz aus Spanien mitgeführt hatte, untergebracht waren. Sie beherbergten neben Wölfen und Luchsen, Löwen, Bären und Papageien auch den ersten Elefanten Wiens. Um 1609 wurde die Menagerie aufgelassen. Zwischen 1619 und 1680 erlebte das Schloss seine erste Glanzperiode. Es war nicht nur vielfrequentiertes Jagddomizil, sondern diente bei höfischen Vermählungen als letzte Nachtstation für Habsburgerbräute, ehe diese feierlich in Wien einzogen. Unter ihnen war z.B. auch die Braut Josefs I., Wilhelmine Amalie von Braunschweig.
Ende des 17. Jahrhunderts folgte - nach der neuerlichen Zerstörung durch die Türken - die Neuerrichtung durch Leopold I. im barocken Stil. Neben dem Bau einer Kanzlei, des Südtrakts und der Kapelle gab es bauliche Veränderungen im Uhrtrakt (der Uhrturm wurde erst in den 1950er Jahren abgetragen) und im Zöglingstrakt. Obwohl Kaiserebersdorf nunmehr wesentlich weitläufiger und bequemer als andere Habsburgerbesitzungen war, verlor es nicht zuletzt wegen seiner Nähe zu den damals unruhigen ungarischen Gebieten seine Geltung als Residenz an Laxenburg und Schönbrunn.
Am 17. September 1749 wurde Schloss Kaiserebersdorf von Kaiserin Maria Theresia der Almosenkassa gestiftet, welche es als Arbeitshaus für Bettler verwenden sollte. Bald wurde aus dem Arbeitshaus ein Armenhaus in dem auch Jugendliche untergebracht waren. Joseph II. quartierte 1773 das Militär im ehemaligen Schloss ein und bis zum Ersten Weltkrieg wurde es als Kaserne und letztendlich als Monturdepot genutzt.
Nach der Gründung der Ersten Republik wurde über eine Neuverwendung der nun renovierungsbedürftigen und teilweise leerstehenden Räume diskutiert. Mit Gesetz vom 25. Jänner 1919 (StGBl. 18. Stück/46/1919) wurde die Errichtung von Jugendgerichten beschlossen, was zur Folge hatte, dass auch für die jugendlichen Häftlinge eine eigene Vollzugsanstalt gefordert wurde, in der sie getrennt von Erwachsenen mit eigenen Arbeitsaufgaben und Erziehungsmaßnahmen ihre Strafen verbüßen konnten. Das ehemalige Monturdepot bot dafür die besten Voraussetzungen und wurde dem Staatsamt für Justiz zur weiteren Verwendung als Erziehungsanstalt für Jugendliche zugesprochen.
Auf Basis des Jugendgerichtsgesetzes vom 18. Juli 1928 (BGBl. 64. Stück/234/1928) wurde die Bundesanstalt für Erziehungsbedürftige Kaiserebersdorf mit 1.1.1929 eingerichtet und Richard Seyß-Inquart, der Bruder des späteren Reichsstatthalters, zu ihrem ersten Leiter bestellt. Während der nationalsozialistischen Herrschaft in Österreich erfuhr Kaiserebersdorf keinerlei wesentlichen Umgestaltungen, abgesehen von der Tatsache, dass nun auch „politische“ Häftlinge dort untergebracht wurden und sowohl zum täglichen Arbeitseinsatz als auch kurz vor Kriegsende noch zum Fronteinsatz herangezogen wurden. Zwischen 1945 und 1974 wurde die Bundeserziehungsanstalt als solche fortgeführt und erst im Zuge der großen Strafrechtsreform 1974 formal mit 30.6.1975 geschlossen. Seitdem beherbergt die Einrichtung keine jugendlichen Straftäter mehr, existiert jedoch bis heute als Männerstrafanstalt unter dem Namen „Justizanstalt Wien-Simmering". |
Archivierungsgeschichte: | Die vorliegenden Unterlagen wurden 1996 erstmalig dem Archiv der Republik zur dauernden Verwahrung angeboten. Damals sollte in den Räumen der Aktenlagerung der Strafanstalt eine Ausstellung aufgebaut werden, und um Platz zu schaffen wurden die historisch wertvollen Zöglingsakten von 1929-1974, eine Reihe Personalakten des Justizwachepersonals sowie diverse Dienstkorrespondenzen mit dem Bundesministerium für Justiz (reichen tw. bis 1990) dem Archiv übergeben.
Die Übernahme der Häftlingsakten der Jahrgänge ab 1975 wurde aus Gründen der Kontinuität auch nach der Umwandlung der BAfE Kaiserebersdorf zu einer normalen Justizstrafanstalt für Männer beibehalten. Die Akten bis 1995 wurden von der Justizanstalt Wien-Simmering 2004 an das Archiv der Republik abgetreten, weitere Jahrgänge werden in den kommenden Jahren folgen. |
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Angaben zu Inhalt und Struktur |
Inhalt: | Bundesanstalt für Erziehungsbedürftige Kaiserebersdorf; Häftlingsakten; Justizanstalt Wien-Simmering; Klasssenbücher; Korrespondenzen; Personalakten; Zöglingsakten; |
Bewertung und Kassation: | Da generell kaum Akten der Justizanstalten übernommen und archiviert werden, stellt der hier vorliegende Bestand der Justizanstalt Wien-Simmering eine archivierungsgeschichtliche Ausnahme dar. Die Bundeserziehungsanstalt Kaiserebersdorf war österreichweit die einzige Jugendstrafanstalt für Männer und deren Schriftgut ist somit historisch von originärer und überregionaler Bedeutung. |
Ordnung und Klassifikation: | Die sogenannten "Zöglingsakten" (=Personalakten der Anstaltsinsassen) der Justizanstalt Kaiserebersdorf liegen numerisch unabhängig vom Jahrgang ein. Die Ablage erfolgte laufend nach Beginn der Anhaltung in der Justizanstalt. Dieser Bestandsteil ist geordnet und mittels Indizes sowie einem Stückverzeichnis zugänglich.
Ebenso sind die eigentlichen "Personalakten" (Wachepersonal, Direktoren, Erzieher und Unterrichtende der Justizanstalt) im Bestand überliefert und durch ein alphabetisches Stückverzeichnis erschlossen.
Der kleinere Teil des Bestandes, der diverse Materienakten zur Justizanstalt (Buchhaltung, Organisation, etc.) bzw. ergänzende Akten zu den Personalien (Klassenbücher, Gesundheitszeugnisse, Benotungen, etc.) enthält, befindet sich in einem ungeordneten Zustand und ist derzeit nicht benützbar. |
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Angaben zur Benutzung |
Zugangsbestimmungen: | Der Bestand ist gemäß Bundesarchivgesetz (BGBl. I/162/1999) in Zusammenhang mit der Benutzerordnung des Österreichischen Staatsarchivs in der jeweils gültigen Fassung zugänglich. Es gilt eine generelle Schutzfrist von 30 Jahren ab der letzten inhaltlichen Bearbeitung des Aktes. Zusätzlich ist, da es sich bei den Zöglingsakten um personenbezogenes Schriftgut großteils noch lebender Personen handelt, vor der Akteneinsicht eine Vollmacht des Betroffenen oder ein Todesnachweis (Parte, Zeitungsausschnitte etc.) vorzulegen. |
Sprache: | Deutsch |
Findhilfsmittel: | Indizes, Aufstellungsverzeichnis, Stückverzeichnis, Dateien |
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Angaben zu verwandtem Material |
Verwandtes Material: | Bundesministerium für Justiz, Sektion V/E (Strafvollzug) |
Veröffentlichungen: | Michaela MÜLLER, Die archäologischen und bauhistorischen Untersuchungen im Schloss Kaiserebersdorf. In: Monografien der Stadtarchäologie Wien. Band 3. Wien 2008;
Heike KRAUSE, Schloss Kaiserebersdorf. Vom Adelssitz zur Justizanstalt. Museen der Stadt Wien - Stadtarchäologie. Band 7. Wien 2011; |
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Verwandte Verzeichnungseinheiten |
Verwandte Verzeichnungseinheiten: | keine |
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Benutzung |
Erforderliche Bewilligung: | Keine |
Physische Benützbarkeit: | Uneingeschränkt |
Zugänglichkeit: | Öffentlich |
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URL für diese Verz.-Einheit |
URL: | https://archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=588541 |
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