AT-OeStA/HHStA HausA Handarchiv Kaiser Franz Handarchiv Kaiser Franz I., -1835 (Teilbestand)

Archivplan-Kontext


Angaben zur Identifikation

Signatur:AT-OeStA/HHStA HausA Handarchiv Kaiser Franz
Titel:Handarchiv Kaiser Franz I.
Entstehungszeitraum:bis 1835
Stufe:Teilbestand

Angaben zum Umfang

Anzahl:24

Angaben zum Kontext

Verwaltungsgeschichte:Neben dem Archiv der Kabinettskanzlei bestand unter Kaiser Franz II./I. noch ein eigenes Handarchiv des Monarchen, in welchem dieser Schriftstücke verwahrte, die er stets zur Hand haben und besonders vertraulich behandeln wollte. Dieses Handarchiv war im Arbeitszimmer des Kaisers untergebracht und in seinen letzten Regierungsjahren der Obhut seines Privatbibliothekars Leopold Wilhelm Khloyber anvertraut. Für die naheliegende Vermutung, dass auch dessen Vorgänger Peter Thomas Young das Handarchiv zu betreuen hatte, kann keine Bestätigung gefunden werden.

Nach einem Bericht Khloybers aus dem Jahre 1865 füllte das Archiv in 1112 Faszikeln dreizehn Schränke. Es war nach sachlichen Gesichtspunkten geordnet und zerfiel in drei große Gruppen. Die erste enthielt die während der ganzen Lebenszeit des Kaisers bei ihm eingelaufenen privaten Briefe der Mitglieder seines Hauses und verschwägerter Häuser, fremder Souveräne und Privater, eine umfangreiche Sammlung von Briefschaften und Aufzeichnungen von Familienmitgliedern aus dem 18. Jahrhundert und von Familienschriften. Die zweite umfasste erledigte, meist die Staatsverwaltung betreffende Akten, die dritte — einen eigenen Schrank füllend — alle eigenhändigen Reiseaufzeichnungen und Audienzvormerkungen des Kaisers sowie gleichartige Aufzeichnungen Kaiser Josefs II.

Nach dem Tod von Kaiser Franz II./I. im Jahr 1835 wurden aus seinem Arbeitszimmer nur die von ihm nicht mehr erledigten Aktenstücke entfernt und dem Staatsminister Franz Anton Graf Kolowrat übergeben. Kaiser Franz hatte wohl testamentarisch verfügt, dass alle in seinem Arbeitszimmer befindlichen Dienstschriften von seinen Papieren zu sondern und ihrer Bestimmung zuzuführen seien, dieser Anordnung wurde aber — wie oben erwähnt — nur teilweise Folge geleistet.
Archivierungsgeschichte:In diesem Zustand verblieb das Archiv bis 1865. In diesem Jahr erreichte Arneth, der schon 1862 von seinem Bestehen erfahren und es in der Folge zu wissenschaftlichen Zwecken hatte benützen dürfen, eine kaiserliche Entschließung, die ihn mit der Sichtung des Archivs und der Erstattung von Vorschlägen über seine weitere Verwendung betraute. Arneth beließ das Archiv leider nicht im überlieferten Zustand, sondern zerlegte es in zehn Gruppen, deren Überweisung an ebenso viele Stellen er beantragte.

Am 8. November genehmigte der Kaiser die Anträge Arneths, die eine Zertrümmerung des Archivs bedeuteten. Der größte und wertvollste Teil, mehr als 700 Faszikel, wurde dem HHStA übergeben. Er enthielt die auf das Kaiserhaus und seine einzelnen Glieder, auf die auswärtigen Angelegenheiten und auf wichtige Phasen im Staatsleben bezüglichen Schriftstücke sowie alle Ungarn betreffenden Akten. Dem Staatsratsarchiv wurden alle Akten zugewiesen, welche die innere Organisation des Staats, die ständischen und die Verwaltungsangelegenheiten der österreichischen Provinzen betrafen, der Kabinettskanzlei Eingaben verschiedenster Art an den Kaiser. Die Hof- und Zeremonialakten übernahm das Obersthofmeisteramt, jene Akten, welche geistliche und Unterrichtssachen betrafen — jedoch mit Ausnahme der Visitationsberichte der Bischöfe, die dem HHStA überantwortet wurden —, die Abteilung für Kultus und Unterricht des Staatsministeriums. Die Aktenstücke über polizeiliche Gegenstände wurden dem Polizeiministerium, jene über finanzielle und kommerzielle Angelegenheiten dem Finanzministerium, die statistischen Tabellen und Aufsätze der statistischen Zentralkommission ausgefolgt. Die Akten militärischen Inhaltes wurden teils der Generaladjutántur des Kaisers, teils dem Kriegsministerium, ein Faszikel mit Rechnungen des Maria Theresien-Ordens der Kanzlei dieses Ordens überantwortet.

Einen kleinen Restbestand von fünfzehn Faszikeln, welche Berichte der Minister, Gouverneure, Generale und anderer Staatsdiener an Kaiser Franz enthielten, hatte Arneth noch zurückbehalten, um sie mit kaiserlicher Bewilligung nach eingehender Sichtung in gleicher Weise wie das ganze Handarchiv aufzuteilen. Zum Glück ist Arneth später hievon abgekommen, sodass dieser Bestand mit Ausnahme eines Faszikels (Nr. VI), der spurlos verschwunden ist, in der Kabinettskanzlei verblieb, mit deren Archiv er später an das HHStA gelangte, wo er jetzt die Kartons HHStA KA KFA 80-96 (alt Faszikel 78 a—e, 78—86) bildet.

Die dem HHStA zugewiesenen Teile des Handarchivs wurden nicht als geschlossener Bestand aufgestellt: Die überwiegende Mehrzahl der Akten, alle jene, welche Angelegenheiten des kaiserlichen Hauses und seiner Glieder betrafen, wurde den einzelnen Teilen des habsburg-lothringischen Familienarchivs einverleibt; den Familienurkunden und der bereits vorhandenen Sammlung von Abschriften solcher, den seither als eigene Abteilung aufgelösten Familienmanuskripten, den Familienakten und der Familienkorrespondenz. Ein Bruchteil wurde bei anderen Beständen des HHStA eingeteilt: Bei den österreichischen Akten, bei den lothringischen Akten, bei den Staatenabteilungen Parma, Toskana und bei den Vorträgen der Staatskanzlei, etc.

Die Tatsache, dass diese zu verschiedenen Zeiten dem HHStA überantworteten Bestände einst einen Archivkörper gebildet hatten, wurde erst durch die Vorarbeiten zu diesem Gesamtinventar erkannt. Die Wiedervereinigung der einzelnen Teile aber erschien nicht rätlich, da jeder von ihnen jahrzehntelang ein Eigenleben führte, jeder von ihnen mit Splittern anderer Archivkörper vermengt worden war. Als Reinöhl 1934 den jüngeren Teil der Familienakten neu ordnete, schied er aus ihnen jene Teile des Handarchivs aus, welche nicht mit Akten anderer Provenienz inzwischen zu einer untrennbaren Einheit verwachsen waren.
 

Deskriptoren

Einträge: Franz II (1768-1835), Deutschland, Kaiser (12.02.1768-02.03.1835) (Person\Herrscher)
 

Verwandte Verzeichnungseinheiten

Verwandte Verzeichnungseinheiten:siehe auch:
AT-OeStA/HHSTA KA KFA Kaiser-Franz-Akten, 1702-1878 (Bestand)
 

Benutzung

Schutzfristende:31.12.1865
Erforderliche Bewilligung:Keine
Physische Benützbarkeit:Uneingeschränkt
Zugänglichkeit:Öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL:https://archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=873
 

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