AT-OeStA/AdR PK 1Rep AR Allgemeine Reihe 1. Republik, 1918-1938 (Teilbestand)

Archivplan-Kontext


Angaben zur Identifikation

Signatur:AT-OeStA/AdR PK 1Rep AR
Titel:Allgemeine Reihe 1. Republik
Entstehungszeitraum:1918 - 1938
Stufe:Teilbestand
Frühere Signaturen:04R201/1

Angaben zum Umfang

Anzahl:895
Archivalienart:Akten

Angaben zum Kontext

Aktenbildner-/Provenienzname:Staatsratsdirektorium 1918-1919; Präsidentschaftskanzlei 1919-1938
Verwaltungsgeschichte:Auf Basis des Beschlusses der Provisorischen Nationalversammlung vom 30. Oktober 1918 (StGBl. Nr. 1/1918) und später durch die Bestimmungen der Verfassungsnovelle vom 19. Dezember 1918 (StGBl. Nr. 139/1918) wurde der Provisorischen Nationalversammlung als Organ des Volkes die oberste Gewalt in Deutschösterreich zugesprochen. Mit der Regierungs- und Vollzugsgewalt wurde der Staatsrat betraut, der aus den drei Präsidenten der Nationalversammlung Dr. Franz Dinghofer, Prälat Johann Hauser und Karl Seitz und 20 ausgewählten Mitgliedern und ebensovielen Ersatzmännern bestand. Die drei Präsidenten, der Leiter der Staatskanzlei Dr. Karl Renner, der nun als Staatskanzler bezeichnet wurde und der Staatsnotar Dr. Julius Sylvester bildeten das geschäftsführende Staatsratsdirektorium. Dieser Staatsrat und das Staatsratsdirektorium hatten die dem Kaiser im Reichsrat zugestandenen Rechte übernommen.

Nach den Wahlen zur verfassungsgebenden (konstituierenden) Nationalversammlung im Februar 1919 trat diese am 4. März 1919 zusammen und wählte Karl Seitz zum ersten Präsidenten. Mit dem Gesetz vom 14. März 1919 (StGBl. Nr. 180/1919) über die Staatsregierung wurde der Präsident der Nationalversammlung Karl Seitz taxativ mit den Funktionen des Staatsoberhauptes betraut (Art. 7). Um diese Tätigkeit zu gewährleisten, wurde Ende März 1919 die Präsidentschaftskanzlei geschaffen.

Die Trennung beider Ämter, die des Präsidenten der Nationalversammlung und des Staatspräsidenten, wurde durch das Verfassungsgesetz vom 1. Oktober 1920 "betreffend den Übergang zur bundesstaatlichen Verfassung" (StGBl. Nr. 451/1920) bewirkt. Gleichzeitig wurde der Staatspräsident zum Bundespräsidenten, dessen Rechte und Pflichten laufend durch neue Gesetze erweitert bzw. ergänzt wurden.

Dazu gehören unter anderem:
* Bundes-Verfassungsgesetz vom 30. Juli 1925 (BGBl. Nr. 268/1925): Anklagemöglichkeit gegen den Bundespräsidenten; Exekution der Erkenntnisse des Verfassungsgerichtshofes
* Entschließung des Bundespräsidenten vom 20. Juli 1926 (BGBl. Nr. 241/1926): Schaffung von Berufstiteln
* Bundes-Verfassungsgesetz vom 7. Dezember 1929 (BGBl. Nr. 392/1929): Oberste Organe der Vollziehung sind der Bundespräsident, die Bundesminister und die Staatssekretäre sowie die Mitglieder der Landesregierungen; Verlegung des Sitzes der Bundesregierung bei außergewöhnlichen Verhältnissen
* Bundes-Verfassungsgesetz vom 30. April 1934 (BGBl. Nr. 255/1934) über die Verfassung des Bundesstaates:
Wahl des Bundespräsidenten von den Bürgermeistern aller Gemeinden Österreichs in geheimer Abstimmung
* Bundesgesetz vom 24. November 1934 (BGBl. Nr. 365/1934) "über die Geschäftsordnung der Organe der Bundesgesetzgebung": Die Bundesversammlung (Staatsrat, Bundeskulturrat, Bundeswirtschaftsrat und Länderrat) war laut §36 ermächtigt, einen Dreiervorschlag für die Wahl des Bundespräsidenten zu erstatten, ebenso diesen zu beeidigen. Der Bundespräsident hatte auf Vorschlag die Vorsitzenden des Staatsrates, des Bundeskulturates und des Bundeswirtschaftsrates zu ernennen und zu bestätigen. Der Verzicht der Vorsitzenden auf ihr Amt war nur mit Zustimmung des Bundespräsidenten möglich. Dieser berief auch die ersten Sitzungen des Bundeskulturrates und des Bundeswirtschaftsrates ein.

Als am 13. März 1938 der neue Bundeskanzler Dr. Arthur Seyss-Inquart das im Ministerrat beschlossene Bundes-Verfassungsgesetz zum Anschluss an das Deutsche Reich (AdR, MRP1, Nr. 1.071) dem Bundespräsidenten Dr. Wilhelm Miklas vorlegte, verweigerte dieser die Unterzeichnung und legte nach einem weiteren Notenwechsel das Amt des Bundespräsidenten zurück. Damit war auch die Tätigkeit der Präsidentschaftskanzlei beendet und diese wurde liquidiert.
Archivierungsgeschichte:Nach dem Anschluss an das Deutsche Reich und der Auflösung der Präsidentschaftskanzlei im Jahr 1938 kam das Aktenmaterial in das Reichsarchiv Wien (Abteilung Archiv des Innern und der Justiz). Aus dieser Abteilung entstand 1945 das Allgemeine Verwaltungsarchiv als Teil des neu geschaffenen Österreichischen Staatsarchivs. Nach der Gründung des Archivs der Republik wurde der Bestand im Zuge der Übersiedlung des Allgemeinen Verwaltungsarchivs in den zentralen Neubau in Wien-Erdberg 1988 dem Archiv der Republik übergeben.

Angaben zu Inhalt und Struktur

Inhalt:Beurkundungen/Abschlüsse von Gesetzen und Staatsverträgen; Berufstitelverleihungen; Amtstitelverleihungen; Ehrenzeichenverleihungen; Staatsbesuche im In- und Ausland; Begnadigungen (z.B. Weihnachtsamnestien); Ernennungen und Demissionen von Bundesregierung, Bundesministern, Beamten, Richtern und Diplomatischem Corps; Reden; Eröffnungen; kartitative und repräsentative Angelegenheiten des Bundespräsidenten; Personalakten; Korrespondenz;
Ordnung und Klassifikation:Der Aktenbestand beinhaltet die allgemeinen Geschäftsfälle des Staatsratsdirektoriums und der Präsidentschaftskanzlei von 1918-1938, welche zum Teil nach Signaturen, zum Teil in einer Zahlenreihe nach Jahren abgelegt wurden.

Angaben zur Benutzung

Zugangsbestimmungen:Der Bestand ist gemäß Bundesarchivgesetz (BGBl. I/162/1999) in Zusammenhang mit der Benutzerordnung des Österreichischen Staatsarchivs in der jeweils gültigen Fassung zugänglich. Für Aktenbestellungen im Lesesaal ist Folgendes zu beachten: Entweder in einem ersten Schritt die Findmittel (Materien- oder Namensindizes) anfordern, aus denen Aktenzahlen ersichtlich sind und bestellt werden können. Oder gesuchte Materie/Person unter Angabe von Namen, Vornamen, Thema/Betreff, Geburtsdatum, Jahreszahl/Zeitraum und dergleichen bestellen.
Sprache:Deutsch
Findhilfsmittel:Indizes, Protokolle, Aufstellungsverzeichnisse

Angaben zu verwandtem Material

Veröffentlichungen:Fink, Manfred [Hrsg.]: Das Archiv der Republik und seine Bestände. Teil 1: Das Archivgut der 1. Republik und aus der Zeit von 1938 bis 1945. Wien 1993.

Weissensteiner, Friedrich [Hrsg.]: Die österreichischen Bundespräsidenten. Leben und Werk. Wien 1982.
Die österreichischen Bundespräsidenten. Mit Beitr. v. Günther Winkler, Rudolf Neck [u.a.]. Wien 1963.
Dickinger Christian: Österreichs Präsidenten. Wien 2000.
 

Verwandte Verzeichnungseinheiten

Verwandte Verzeichnungseinheiten:keine
 

Benutzung

Schutzfristende:31.12.1968
Erforderliche Bewilligung:Keine
Physische Benützbarkeit:Uneingeschränkt
Zugänglichkeit:Öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL:https://archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=5475
 

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