Angaben zur Identifikation |
Signatur: | AT-OeStA/HHStA RKG |
Titel: | Reichskammergericht - Wetzlarer Akten |
Entstehungszeitraum: | 15. Jh. - 18. Jh. |
Stufe: | Bestand |
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Angaben zum Umfang |
Anzahl: | 83 |
Archivalienart: | Akten |
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Angaben zum Kontext |
Verwaltungsgeschichte: | Die Schaffung eines von Kaiser und Reich getragenen, aber doch im wesentlichen von den Reichsständen kontrollierten Höchstgerichts zur Sicherung des Landfriedens und als Appellationsinstanz war 1495 Eckpfeiler der „Reichsreform“ (Reichskammergerichtsordnung 1495). Standort war seit 1527 Speyer, ab 1690/93 das ehemalige Rathaus zu Wetzlar (ab 1756 das Palais Ingelheim-Bassenheim). |
Archivierungsgeschichte: | Das Archiv des Reichskammergerichts, dessen Personal übrigens der Mainzer Erzkanzler anstellte und besoldete, hatte schon bei „Lebzeiten“ des Gerichts ein relativ unerfreuliches Schicksal. 1688 wurde bei der Besetzung Speyers ein Großteil der Akten von den Franzosen verschleppt und erst nach 1697 zurückgestellt, ein Teil war 1681-1751 in Frankfurt zwischengelagert, ein dritter Teil bis 1808 im Schloß zu Aschaffenburg untergebracht, während am neuen Sitz des Kammergerichts in Wetzlar natürlich weiteres Aktenmaterial anfiel. Erst 1782 wurde der Grundstein für einen Archivneubau in Wetzlar gelegt, der aber selbst 1808 zum Zeitpunkt der Zusammenführung aller Archivteile in Wetzlar noch nicht fertiggestellt war. 1818 ging das Archivgebäude zu Wetzlar in den Besitz des Königreichs Preußens über. Seit 1821 faßte der Bundestag die Aufteilung der Reichskammergerichtsakten unter die Mitgliedsstaaten ins Auge und setzte zugleich eine „zum reichskammergerichtlichen Archive verordnete Commission“ ein. Da Aktenauslieferungsersuchen nur spärlich eintrafen, mußte die Aufteilung der Archivalien auf die einzelnen Bundesstaaten ab 1839 aktiv betrieben werden. 1845 wurde die rasche Aufteilung des „trennbaren Bestands“ (etwa 70-80,000 Prozeßakten) an die Gliedstaaten beschlossen. Die für Österreich bestimmten Archivalien kamen 1852 nach Wien, einige Splitter, die nicht an das Staatsarchiv, sondern an das Wiener Oberlandesgericht abgegeben worden waren (meist Prozesse, die der Kammergerichtsfiskal gegen das Haus Österreich angestrengt hatte), gelangten von dort 1924 an das Archiv. In Wetzlar verblieben nur mehr der den damaligen preußischen Herrschaftsbereich betreffende Teil der Prozeßakten und der sogenannte „untrennbare Bestand“ (Protokolle, Urteilsbücher, Akten zur inneren Organisation des Reichskammergerichts), zu dessen Übernahme sich übrigens auch Wien 1852 angeboten hatte. Wetzlar bildete seit 1880 das 17. preußische Staatsarchiv, das Eigentumsrecht am „untrennbaren Bestand“ ging an das Deutsche Reich über. Als das Staatsarchiv Wetzlar 1924 aufgelöst wurde, übergab die Reichsarchivverwaltung den Bestand dem Magistrat der Stadt Frankfurt als Depositum. Er wird heute vom Bundesarchiv in Koblenz verwahrt (Staatliches Schriftgut aus der Zeit vor 1867 — Reichskammergericht 1495-1806; Behörden und Einrichtungen für das frühere Reichskammergericht). |
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Angaben zu Inhalt und Struktur |
Inhalt: | Die nach Wien gelangten Reichskammergerichtsakten umfassen überwiegend Appellationsprozesse (meist Zivilrechtssachen) mit Trientiner, Brixener, Tiroler und Salzburger Klägern bzw. Beklagten und auch Prozesse des kaiserlichen Fiskals gegen das Haus Österreich in puncto Reichsunmittelbarkeit einzelner Bischöfe, Klöster und Herren (1549). Dazu kommen einige Akten erster Instanz und Schriftsätze über Beweisaufnahmen, für die die Reichskammergerichtsakten selbst fehlen. Der Wert der Prozeßakten des Reichskammergerichts liegt, worauf gerade Rechtshistoriker hinweisen, eher im allgemeinhistorischen Bereich, dies vor allem im Rahmen von Bestandsaufnahmen im Beweisverfahren, die oft einzigartige Einblicke in alltagsgeschichtliche Bereiche erlauben. |
Ordnung und Klassifikation: | Der Bestand ist im wesentlichen alphabetisch nach den Namen der Kläger geordnet |
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Angaben zur Benutzung |
Zugangsbestimmungen: | Der Bestand ist gemäß Bundesarchivgesetz (BGBl. I/162/1999) in Zusammenhang mit der Benutzerordnung des Österreichischen Staatsarchivs in der jeweils gültigen Fassung zugänglich. |
Sprache: | Deutsch, Latein |
Findhilfsmittel: | AB II/27 (alt 160), angelegt von der zum Reichskammergerichtsarchiv verordneten Bundeskommission. Der sehr eingehende Behelf weist Kläger und Beklagte mit Wohnort und Parteirolle in erster Instanz sowie den Streitgegenstand, das zuständige Gericht 1. Instanz und schließlich das Datum nach und wurde bereits vollständig in das Archivinformationssystem übertragen. |
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Angaben zu verwandtem Material |
Orginale (Existenz, Aufbewahrungsort): | Reichskanzlei Reichskammergerichtsvisitationsakten, Reichsakten in genere, Religionsakten. — Mainzer Erzkanzlerarchiv Reichskammergerichtsakten. — Handschriftensammlung B 178 (Böhm 588) mit der Ordnung von 1495 und 1496, B 781 (Suppl. 1179), W 714 (Suppl. 399), W 836 (Suppl. 780). Zahlreiche Vorderösterreich betreffende Reichskammergerichtssachen in Österreichische Akten Vorderösterreich Fasz. 26b und 26c. |
Verwandtes Material: | Reichskammergerichtsakten in deutschen Staatsarchiven. Bundesarchiv Koblenz: Reichskammergericht 1495-1806; Behörden und Einrichtungen für das frühere Reichskammergericht |
Veröffentlichungen: | Kaiser, S. 216-219. — Gesamtinventar Bd. 1, S. 374 f. — W. D. Räbiger, s.v. Kammergericht, königliches. In: HRG Bd. 2, Sp. 576-580, F.-W. Henning, s.v. Kammerzieler. In: HRG Bd. 2, S. 590 f., M. Hinz, s.v. Mandatsprozeß. In: HRG Bd. 3, Sp. 232-240, A. Laufs, s.v. Reichskammergericht. In: HRG Bd. 4, Sp. 655-662, W. Sellert, Prozeß des Reichskammergerichts. In: HRG Bd. 4, Sp. 29-36. — Karl Otmar Freiherr von Aretin, Reichshofrat und Reichskammergericht in den Reichsreformplänen Kaiser Josephs II. In: Bernhard Diestelkamp/Ingrid Scheurmann (Hrsg.), Friedenssicherung und Rechtsgewährung. Sechs Beiträge zur Geschichte des Reichskammergerichts und der obersten Gerichtsbarkeit im alten Europa (Bonn/Wetzlar 1997) 51-81, Bernhard Diestelkamp, Reichskammergerichtsprozesse als historische Quellen, ebd., S. 103-116, ders., Reichskammergericht und deutsche Rechtsstaatskonzeption, ebd., S. 131-143; Bettina Dick, Die Entwicklung des Kameralprozesse nach den Ordnungen von 1495 bis 1555 (Quellen und Forschungen zur höchsten Gerichtsbarkeit im alten Reich (Wien-Köln 1981). |
Website: | Datenbank Höchstgerichtsbarkeit zur Erfassung und inhaltlichen Erschließung der Prozessakten des Reichskammergerichts (1495–1806) |
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Deskriptoren |
Einträge: | Speyer (Ort\Deutschland\Politische Struktur\Rheinland-Pfalz) |
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Verwandte Verzeichnungseinheiten |
Verwandte Verzeichnungseinheiten: | siehe auch: AT-OeStA/HHStA StK Interiora Archiv 3-1-55 Auszug aus dem Sitzungsprotokoll der Deutschen Bundesversammlung über das Archiv des Reichskammergerichts zu Wetzlar (Wiener Zeitung), 1851.11.25 (Einzelstück (Aktenstück, Bild, Karte, Urkunde))
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Benutzung |
Schutzfristende: | 31.12.1830 |
Erforderliche Bewilligung: | Keine |
Physische Benützbarkeit: | Uneingeschränkt |
Zugänglichkeit: | Öffentlich |
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URL für diese Verz.-Einheit |
URL: | https://archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=253 |
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