AT-OeStA/HHStA GKA AdGT Christiania Christiania, Archiv des k.u.k. Geschäftsträgers, 1915-1918 (Teilbestand)

Archivplan-Kontext


Angaben zur Identifikation

Signatur:AT-OeStA/HHStA GKA AdGT Christiania
Titel:Christiania, Archiv des k.u.k. Geschäftsträgers
Entstehungszeitraum:1915 - 1918
Stufe:Teilbestand

Angaben zum Umfang

Anzahl:24
Archivalienart:Akten und Geschäftsbücher

Angaben zum Kontext

Aktenbildner-/Provenienzname:K. und k. Österreichisch-ungarischer Geschäftsträger in Christiania; K. und k. kommerzieller Delegierter in Christiania
Verwaltungsgeschichte:Während des 19. Jahrhunderts bestanden in Norwegen eine Reihe von konsularischen Vertretungen Österreich-Ungarns, die diplomatische Vertretung für die nordischen Länder wurde von Kopenhagen und Stockholm aus besorgt. Bereits kurz nach Auflösung der Personalunion mit Schweden im Jahr 1905 stimmten der norwegische Außenminister Joergen Loevland und der k.u.k. Minister des Äußeren Graf Goluchowski in einem telegraphischen Austausch über die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Norwegen und der Donaumonarchie überein. Es wurde aber weder von norwegischer noch von österreichisch-ungarischer Seite eine Gesandtschaft eröffnet, die diplomatische Vertretung Österreich-Ungarns im Königreich Norwegen wurde der Gesandtschaft Kopenhagen übertragen.
In der Praxis versah das Honorargeneralkonsulat in Christiania, das seit 1883 bestand, auch diplomatische Aufgaben. Da aber neutrale Länder wie Norwegen im Laufe des Ersten Weltkrieges an strategischer und kommerzieller Bedeutung für die Monarchie gewannen, entschied man sich im Außenministerium, Österreich-Ungarn nicht mehr ausschließlich durch einen Honorarkonsul vertreten zu lassen. Mit Christoph Reisser war bereits seit 1916 ein kommerzieller Delegierter der k.u.k. österreichisch-ungarischen Gesandtschaft in Kopenhagen für Norwegen tätig. Er erfüllte bis zu seiner Abberufung im Juli 1917 parallel zum Honorargeneralkonsulat Christiania kommerzielle und konsularische Aufgaben für Norwegen, lieferte z.B. Informationen über Geschäftsgebarung und Vertrauenswürdigkeit norwegischer Firmen (an das k.u.k. Handelsmuseum) und stellte Kontakte zu norwegischen Produzenten her. Ab Februar 1917 (Dienstantritt 14. Februar) wurde Legationsrat Graf Alexander Hoyos von der k.u.k. Gesandtschaft in Kopenhagen als k.u.k. österreichisch-ungarischer Geschäftsträger/Chargé d‘ affaires bei der königlich norwegischen Regierung in Christiania delegiert, der kommerzielle Delegierte Reisser wurde ebenfalls dieser Mission zugeteilt (AR F 4-141-14, Kurrende vom 18. Februar 1917). Alexander Hoyos hatte bereits eine lange diplomatische Karriere hinter sich, berühmt wurde er aber vor allem wegen seiner Rolle während der Julikrise 1914, in der er als Sondergesandter in Berlin die deutsche Unterstützung für den österreichisch-ungarischen Angriff gegen Serbien sichern konnte. Im Juli 1918 wurde die Mission in Christiania als selbstständige diplomatische Vertretung von Kopenhagen unabhängig gemacht, Graf Hoyos amtierte forthin als Chargé d‘ affaires en pied bei der königlich norwegischen Regierung. Im Zuge dieser Aufwertung des Postens des Geschäftsträgers wurde auch Generalkonsul Georg Ritter von Grivicic der Mission des Geschäftsträgers zugeteilt. Für die Kanzleien der Mission und des Generalkonsulates war von Juni bis August 1917 in Wohnungen in Oscarsgate 78, ab August 1917 in Oscarsgate 39 angemietet worden, Hoyos residierte währenddessen in einer Villa am Stadtrand.
Die Abberufung von Graf Hoyos in das Ministerium des Äußeren erfolgte mit Schreiben des Ministeriums des k.u.k. Hauses und des Äußeren vom 19. Oktober 1918, kurz darauf wurde dann vom liquidierenden Außenminister Flotow im Zuge der Sparmaßnahmen auch die Auflassung der Vertretung in Christiania beschlossen. Die Übergabe der Amtsgeschäfte durch Graf Hoyos an den interimistischen Gerenten und bisherigen 1917 Generalkonsul von Grivicic wurde am 2. November 1918 vollzogen (Siehe Akten 7-1, Konvolut Amtsinventar: Zl. 532/a), die endgültige Auflösung der Kanzleien und die damit einhergehende Liquidierung der Mission in Christiania erfolgte im Februar 1919 (vgl. AR F 6-57-2). Als Geschäftsträger für Norwegen fungierte ab diesem Zeitpunkt Legationsrat Graf Deym in Kopenhagen. Ab 1920 bestand in Norwegen dann mit einem Honorarkonsulat eine konsularische Vertretung der Republik Österreich (AdR AAng ÖVB 1Rep Oslo), diplomatisch wurden die Nordländer vom Gesandten in Berlin mitbetreut.
Archivierungsgeschichte:Der Bestand des Geschäftsträgers in Christiania beinhaltet 2 Provenienzen: das Archiv des kommerziellen Delegierten in Christiania Christoph Reisser und das Archiv des Gesandtschaftsträgers. Die Archive des k.u.k. österreichisch-ungarischen Geschäftsträgers und des Handelsdelegierten dokumentieren mit ihrer Aktenüberlieferung die wichtigsten Interessensfelder der Donaumonarchie im neutralen Königreich Norwegen während des Ersten Weltkrieges: Zunächst waren dies der Handel und Import von kriegswichtigen und anderen Gütern aus Norwegen, sowie ein Pressedienst und die damit verbundene Beeinflussung der norwegischen Öffentlichkeit im Sinne der Mittelmächte. Nachdem sich die neutralen Nordstaaten im Frühjahr 1917 zur Aufnahme von heilungsfähigen Kriegsgefangenen bereit erklärt hatten, kam für die Mission auch die Unterstützung, Versorgung und Beaufsichtigung der Pflege von Kriegsgefangenen in norwegischen Krankenhäusern oder Internierungslagern als wichtige Aufgabe hinzu.
Die Akten der Mission und des Handelsdelegierten wurden nach deren Liquidierung nach Kopenhagen übersandt (AR F 6-57-2, Schreiben des Gerenten Grivicic vom 23. Dezember 1918, Übernahmebestätigung der Gesandtschaft in Kopenhagen vom 26. Dezember), während die Akten des kurz darauf aufgelösten Generalkonsulates dem deutschen Generalkonsulat zur Aufbewahrung übergeben wurden (Siehe Akten 7-1, Konvolut Einrichtung einer Kanzlei: Zl. 571/a). Im Juni 1930 wurden die Akten der österreichisch-ungarischen Gesandtschaft Kopenhagen vom dortigen österreichischen Generalkonsulat nach Wien übersandt (HHStA KA 2222/1930) und gelangten im November 1933 im Haus-, Hof und Staatsarchiv zur Aufstellung (HHStA KA 195/1936). Bei Ordnungsarbeiten am Bestand der Gesandtschaft Kopenhagen wurde das Archiv des Geschäftsträgers entnommen und gesondert aufgestellt. Die Verzeichnung des Bestandes erfolgte im Herbst 2020.

Angaben zu verwandtem Material

Verwandtes Material:HHStA MdÄ AR F6 Kt. 57-2 (Christiania)
HHStA MdÄ AR PA XXV 1 (Norwegen - Berichte, Weisungen, Varia)
HHStA MdÄ AR F4-141-14 (Personalia Hoyos, Alexander)
Veröffentlichungen:Rudolf Agstner, Vom k.k. Honorar-Konsulat Bergen zur österreichischen Botschaft in Oslo. 180 Jahre Präsenz von Österreich(-Ungarn) in Norwegen, in: Austrian Embassy Addis Abeba Occasional Paper No.1/2007, s. 91-122.
 

Verwandte Verzeichnungseinheiten

Verwandte Verzeichnungseinheiten:keine
 

Benutzung

Schutzfristende:31.12.1948
Erforderliche Bewilligung:Keine
Physische Benützbarkeit:Uneingeschränkt
Zugänglichkeit:Öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL:https://archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=746
 

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