AT-OeStA/AdR ZNsZ Stiko Wien Stillhaltekommissar Wien, 1938 - 1944 (Bestand)

Archivplan-Kontext


Angaben zur Identifikation

Signatur:AT-OeStA/AdR ZNsZ Stiko Wien
Titel:Stillhaltekommissar Wien
Entstehungszeitraum:1938 - 1944
Stufe:Bestand
Frühere Signaturen:04R002/1

Angaben zum Umfang

Anzahl:2204
Archivalienart:Akten

Angaben zum Kontext

Aktenbildner-/Provenienzname:Stillhaltekommissar für Vereine, Organisationen und Verbände Wien 1938-1944; Reichskommissar für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich 1938-1940; „Aufbaufonds“-Vermögensverwaltungsgesellschaft Wien 1939-1944;
Verwaltungsgeschichte:Die Tätigkeit des von Gauleiter Bürckel nach dem Anschluss eingesetzten Reichskommissars Albert Hoffmann wurde durch das Gesetz vom 17. Mai 1938 (GBl. für Österreich Nr.136/1938) über die Überleitung und Eingliederung von Vereinen, Organisationen und Verbänden geregelt. Der Stillhaltekommissar bildete die Abteilung IV des Reichskommissars für die Wiedervereingung Österreichs mit dem Deutschen Reich.

Beendet wurde die Tätigkeit des Stillhaltekommissars am 1. Dezember 1939 durch die Aufhebung des Gesetzes vom 17. Mai 1938. Die noch anhängigen Fälle wurden jedoch bis Kriegsende durch den „Abwickler" und die „Aufbaufonds“-Vermögensverwaltungsgesellschaft liquidiert.
Archivierungsgeschichte:Obwohl das seinerzeitige Reichsarchiv Wien (Abteilung Staatsarchiv des Innern und der Justiz) seit 1942 versuchte, die Übergabe der „politischen Akten“ des Stillhaltekommissars (= Vereinsakten) durchzusetzen, erfolgte diese erst Anfang 1944. In das Archiv wurden die Archivalien erst nach Kriegsende vom Ort der Dienststelle verlegt. Vom Allgemeinen Verwaltungsarchiv gelangte schließlich der Bestand 1987 in das Archiv der Republik.

Angaben zu Inhalt und Struktur

Inhalt:Sicherung des Vermögens der Vereine, Organisationen und Verbände und deren Ausrichtung nach nationalsozialistischen Grundsätzen durch personelle oder organisatorische Maßnahmen bzw. deren Auflösung und Einweisung des Vermögens in parteieigene oder parteinahe Organisationen
Ordnung und Klassifikation:Der Bestand gibt einen de facto lückenlosen Überblick über das österreichische Vereinswesen zum Zeitpunkt des Anschlusses. Mitgliederlisten darf man sich nicht erwarten, Statuten nur gelegentlich. Behandelt wurden hauptsächlich die Vermögenswerte, doch indirekt kommt in Korrespondenzen und der Art der Behandlung durch die nationalsozialistischen Machthaber auch die politische Bedeutung vieler Vereine zum Vorschein.

Archivalien aus dem Vereinsbesitz sind in diesem Bestand nicht enthalten. Was in der Regel abgelegt wurde, sind vielmehr Bilanzen, Vermögensaufstellungen und politische Beurteilungen der Vorstandsmitglieder oder der frisch eingesetzten kommissarischen Leiter. Rein wirtschaftliche, auf Gewinnerzielung ausgerichtete Organisationen (Aktiengesellschaften, Genossenschaften, usw.) blieben ausgeklammert, nicht aber wirtschaftliche Interessens- und Standesvertretungen. Trotz der teils übergreifenden, teils alleinigen Zuständigkeit der Gestapo für "staatsfeindliche" Vereine erliegen im Bestand auch Materialien über politische und jüdische Vereinigungen sowie Freimaurer und Sekten.

Im Hinblick auf Stiftungen und Fonds ist infolge zahlreicher Kompetenz-Überschneidungen und damit begründeter Streitigkeiten unbedingt auch das Material des Ministeriums für innere und kulturelle Angelegenheiten heranzuziehen.

Gegliedert sind die „politischen Akten“ (= Vereinsakten) nach Vereinsgattungen:

Angestelltenorganisationen; Arbeitervereine; Beamtenvereine; berufsständische Vereine wie Ärzte-, Juristen- und Apothekerverbände; Eltern- und Schulvereine; evangelische Vereine; Frauenvereine; Freimaurerlogen; Frontsoldaten- und Kriegervereine; gesundheitliche Vereine; Haus- und Grundbesitzervereine; innerbetriebliche Vereine; Jagdvereine; jüdische Vereine; Jugendvereine; karitative Vereine; katholische und altkatholische Vereine; Kraftfahrorganisationen; Kriegsopfervereine; kulturelle Vereine; Kulturkammer (darunter bildende Kunst, Bühne und Theater, Komponisten, Autoren und Verleger, Musikvereine, Gesangsvereine, Presse, Film, Schriftsteller); landsmannschaftliche Verbände; landwirtschaftliche Organisationen (Reichsnährstand); Luftsportvereine; Mieterverbände; politische und außerösterreichische Vereine; Sekten; Sport- und Turnvereine; Stenographenvereine; Sterbevereine; studentische und akademische Vereinigungen; Stiftungen und Fonds; technische Vereinigungen; Tierschutzvereine; Verschiedenes (darunter Karten- und Schachspielvereine, Amateurphotographenvereine, Philatelistenvereine, Ritterschaften und Fremdenverkehrsvereine); Wandervereine; wissenschaftliche Vereine; Wohlfahrtsvereinigungen; Wirtschafts- und Gewerbeorganisationen;

Die Vereinsakten sind durch eine Kartei und Archivbehelfe erschlossen. Das Aktenmaterial der einzelnen Abteilungen ist mittels eines Archivbehelfs zugänglich.

Angaben zur Benutzung

Zugangsbestimmungen:Der Bestand ist gemäß Bundesarchivgesetz (BGBl. I/162/1999) und der Benutzerordnung des Österreichischen Staatsarchivs in der jeweils gültigen Fassung zugänglich.
Sprache:Deutsch
Findhilfsmittel:Vereinskartei, Archivbehelf

Angaben zu verwandtem Material

Verwandtes Material:Stillhaltekommissar Reichenberg
Veröffentlichungen:Rothkappl, Gertrude: Die Zerschlagung österreichischer Vereine, Organisationen,
Verbände, Stiftungen und Fonds. Die Tätigkeit des Stillhaltekommissars in den Jahren 1938 - 1939 (phil. Diss., Wien 1996)

Pawlowsky, Verena; Leisch-Prost, Edith; Klösch, Christian: Vermögensentzug durch den Stillhaltekommissar für Vereine, Organisationen und Verbände und Aspekte der Restitution in Österreich nach 1945 (Oldenbourg Verlag 2004)
 

Verwandte Verzeichnungseinheiten

Verwandte Verzeichnungseinheiten:keine
 

Benutzung

Schutzfristende:31.12.1974
Erforderliche Bewilligung:Keine
Physische Benützbarkeit:Uneingeschränkt
Zugänglichkeit:Öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL:https://archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=5588
 

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