AT-OeStA/KA BA MMThO Archiv des Militär-Maria Theresien-Ordens (MMThO), 1757-1959 (Bestand)

Archivplan-Kontext


Angaben zur Identifikation

Signatur:AT-OeStA/KA BA MMThO
Titel:Archiv des Militär-Maria Theresien-Ordens (MMThO)
Entstehungszeitraum:1757 - 1959
Entstehungszeitraum, Anm.:1757 - 1977
Darin:Faszikelgruppe IV (Ordensmitglieder und -kandidaten): In den Ordensansuchen vor allem aus der Zeit des Ersten Weltkrieges: sehr oft Lageskizzen von Schlachten oder Lagekarten
Faszikelgruppe X (A: Gründung des Ordens): handkolorierte Zeichnungen mit Entwürfen zum Ornat und den verschiedenen Medaillen des Ordens
Stufe:Bestand

Angaben zum Umfang

Anzahl:327
Archivalienart:Akten und Geschäftsbücher

Angaben zum Kontext

Verwaltungsgeschichte:Nach der erfolgreichen Schlacht von Kolin vom 18. Juni 1757 nahm Kaiserin Maria Theresia die Gelegenheit wahr, eine bereits länger gehegte Absicht zu verwirklichen, nämlich einen neuen Militär-Orden zu errichten, um die vorzüglichen Verdienste ihrer Offiziere zu würdigen und ihnen auch ein sicheres Fundament zur Bestreitung der dafür gewidmeten Pensionen zu verschaffen (Cabinetschreiben Maria Theresias an FM Graf Daun über die Errichtung des Militär-Maria Theresien-Ordens vom 22. Juni 1757, Alte Feldakten, CA 1757-6-33).
Der Militär-Maria Theresien-Orden war der höchste rein militärische Verdienstorden des Hauses Habsburg. Er war sowohl adeligen als auch bürgerlichen Offizieren vom Fähnrich aufwärts vorbehalten. Nur über eigenes Ansuchen bestimmte das Ordenskapitel über die Aufnahme.
In den Statuten vom 12. Dezember 1758 wurde verfügt, dass unter dem Ordenskanzler der Ordensgreffier mit den eigentlichen Kanzleigeschäften zu betrauen sei. Unter diese Kanzleigeschäfte fielen auch das Ausstellen der Patente für die ernannten Ritter, die Führung der Ordenslisten, das Registrieren der Schriften und die Aufbewahrung im Ordensarchiv. Als Niederschlag dieser Tätigkeit bildete sich bei der Ordenskanzlei im Laufe von zwei Jahrhunderten das Archiv des Ordens.
Das Ordenskapitel setzte seine Tätigkeit (und damit die Verleihung des Ordens) über das Ende des Ersten Weltkrieges hinaus fort. Bis 1931 fanden noch 14 weitere Ordenskapitel statt, bis alle Anträge des Weltkrieges bearbeitet waren. Mit dem Ordenskapitel vom 3. Oktober 1931 und der damit verbundenen 195. Promotion seit Bestehen des Ordens, endete die Tätigkeit des Kapitels. 1939 wurde der Orden in die Maria Theresien-Ordensstiftung umgewandelt.
An die Stiftung ging neben den bescheidenen Resten des Ordensvermögens auch der bisher noch bei der Ordenskanzlei befindliche Teil der Akten sowie die Bildersammlung.

Die verliehenen Ordenskreuze mussten nach dem Tod des Ausgezeichneten an die Ordenskanzlei zurückerstattet werden, wozu sich die Erben verpflichten mussten. Die Stücke wurden bei gutem Zustand wieder weiterverliehen oder ausgebessert und dann weiterverliehen; solche, die nicht mehr repariert werden konnten, wurden eingeschmolzen.
Mit Allerhöchster Entschließung Kaiser Franz Josephs I. vom 11.2.1886 wurde über Vorschlag von Kronprinz Rudolf verordnet, dass die zurückgegebenen Auszeichnungen zur ewigen Erinnerung dem Heeresgeschichtlichen Museum Wien übergeben werden. Als Ausnahme hievon verfügte der Kaiser als Großmeister des Ordens, dass den Erben das Ordenskreuz zur Erinnerung belassen werden konnte.
Nach 1918 wurde die Ordenswürdigkeitserklärung an die Beliehenen ausgegeben und dabei wurden bis ca. 1922 alte Kreuze aus dem Heeresgeschichtlichen Museum den als würdig Ersehenen gegen Revers ausgehändigt. Durch Einspruch des Finanzministeriums wurde die Ausgabe alter Auszeichnungen ab September 1922 eingestellt, ab 1926 jedoch durften wieder Ordenzeichen ausgegeben werden.
1918/19 ersuchte die ungarische Regierung unter Horthy, die an ungarische Staatsabürger verliehenen Kreuze nach Ungarn zu transferieren.
Nach 1920 wurde nur mehr die Ordenswürdigkeitserklärung verliehen, die Kreuze mussten von den Ausgezeichneten selbst erworben werden bzw. mussten sie angefertigen lassen.
Im April 1930 fand im Heeresgeschichtlichen Museum ein Einbruch statt, bei dem 101 Stücke gestohlen wurden.
Ab 1940 wurde die Rückgabepflicht für Ordenskreuze von der Maria Theresien-Ordensstiftung aufgehoben; ab 1958 hat die Republik Österreich wieder die strenge Rückgabepflicht verordnet.
Archivierungsgeschichte:Auf Grund von Einsparungsmaßnahmen der österreichischen Regierung musste der Orden im Jahre 1922 seine bisherigen Lokalitäten am Minoritenplatz in Wien räumen. Es erfolgte die Übersiedlung des Ordensarchivs in das Kriegsarchiv, das die Ordensakten von 1757 bis 1914 übernahm. Die restlichen Bestände (Weltkriegsakten) mit der Bildersammlung wurden 1946 übergeben. 1949 wurde im Kriegsarchiv (Stiftskaserne) das "Militär-Maria Theresien-Ordens-Zimmer" eingerichtet, das zugleich der Stiftung als Kanzlei diente. Seit 1949 war der Archivleiter stellvertretender Leiter der Stiftung.
Der gesamte Bestand wurde 1956 neu geordnet.

Angaben zu Inhalt und Struktur

Inhalt:Durch die vorhandenen Unterlagen erhält der Forscher Kenntnis über die Geschichte des Militär-Maria Theresien-Ordens, die Stiftung und seine Statuten, die Bedingungen zur Aufnahme in den Orden, des Weiteren finden sich darin Korrespondenzen einiger Ordenskanzler, aber auch wertvolle Hinweise über die verschiedenen Feldzugsgeschichten vom Siebenjährigen Krieg bis zum Ersten Weltkrieg.
Bei den einzelnen Ansuchen um Aufnahme in den Orden sind großteils ausführliche Schlachtenbeschreibungen, vor allem bei den Ansuchen aus der Zeit des Weltkrieges 1914-1918, zu finden, denen meistens Skizzen oder Karten beigefügt sind. Durch die einzelnen Ansuchen erhält der Interessierte ein umfassendes Bild der militärischen und charakterlichen Ausprägung der einzelnen Persönlichkeiten, vervollständigt durch die in den Promotionen enthaltenen Beurteilungen der Waffentaten. Da die Ordensauszeichnungen nur für Waffentaten oder Führungsleistungen verliehen wurden, denen eine entscheidende Bedeutung zukam und da dem Orden seit seinem Bestehen 1.138 Personen, davon 168 Ausländer, angehörten, ist das Ordensarchiv ein getreues Spiegelbild der hervorragendsten Militärleistungen der Habsburger Monarchie innerhalb von 161 Jahren.

Im Anschluss an die in Faszikel-Gruppen erliegenden Unterlagen ist eine Bildersammlung (Porträtsammlung) von 68 Kartons mit Stichen und Porträts der Ordensmitglieder vorhanden. Den Grundstock der Bildersammlung bildete eine Sammlung von 542 Porträts inländischer Ordensmitglieder, die im Jahre 1907 durch den Orden vom General der Infanterie Raimund Gerba angekauft und später vervollständigt wurde (hier daher auch Porträts ausländischer Ordensritter). 1917 bot General Gerba auch eine Bildersammlung der ausländischen Ordensritter zum Kauf an, die die Ordenskanzlei jedoch ablehnte.Die Bildersammlung des Ordens wurde in die Fotosammlung der Kartensammlung des Kriegsarchivs integriert.
Bewertung und Kassation:Ziemlich umfangreich dürften die Skartierungen der Ordensakten gewesen sein. Vor allem in den Faszikelgruppen VI (Witwen und Waisen der Ordensmitglieder) und VII (Akten über Ordensdiener, Remunerationen und Kanzleiangelegenheiten) dürften umfangreiche Skartierungen stattgefunden haben.
Zwei in der Verwahrung des Ordens befindliche Kisten mit den Marmor-Nachbildungen des Kopfes und der rechten Hand des Generals der Infanterie Fejervary sowie zwei Fejervary-Bronze-Plaketten sind in den Jahren 1945/46 abhanden gekommen (vgl. Standortprotokoll über die Akten des MMThO, VIIa).
Ordnung und Klassifikation:Die Unterlagen sind in 10 Gruppen (Betreff-Gruppen, "Faszikel" genannt) abgelegt.
Die Bestandsstruktur folgt der Gliederung der ehemaligen, ab 1922 im Kriegsarchiv in der Stiftkaserne amtierenden Ordenskanzlei:
I. Allerhöchste Handschreiben
II. Alleruntertänigste Vorträge
III. Korrespondenzen
IV. Ordenskandidaten und -mitglieder
V. Promotionen
VI. Witwen, Waisen und Verwandte der Ordensmitglieder
VII. Ordenskanzlei (Generalia)
VIII. Ordensvermögen
IX. Stiftungen
X. Varia

Über die Kanzleiführung des Ordens ist wenig bekannt. Von Anfang an scheint die Hinterlegung der Akten nach einem Rubrikensystem erfolgt zu sein, das in seinen Grundzügen auch heute noch besteht. Ältere Protokolle sind mit Ausnahme der Jahre 1809 bis 1811 nicht vorhanden. Ihre geschlossene Reihe beginnt erst 1888 mit einem allgemeinen Protokoll. Ab 1891 sind Protokolle der Ordenskasse vorhanden. Ab 1917 tritt neben das allgemeine Protokoll noch ein besonderes für Kapitelangelegenheiten. Mit 1918 wurde das allgemeine Protokoll geschlossen, es gab nur mehr das Protokoll für Kapitelangelegenheiten, das bis 1923 weitergeführt wurde. Ab September 1923 wird das bisherige Protokoll für Kapitelangelegenheiten wieder als allgemeines Protokoll geführt.
Obwohl das Rubrikensystem auch heute noch gültig ist, erfolgte im Wesentlichen ab 1917 die Hinterlegung der Akten in einer geschlossenen Reihe, jahrgangsweise nach der Reihenfolge der Aktenzahlen. Nur gelegentlich wurden Ausnahmen, vor allem bei den Ordensgesuchen gemacht. Diese jahrgangsweise geordneten Akten erliegen unter der Gruppe III g.

Angaben zur Benutzung

Zugangsbestimmungen:Der Bestand ist gemäß Bundesarchivgesetz (BGBl. I/162/1999) in Zusammenhang mit der Benutzerordnung des Österreichischen Staatsarchivs in der jeweils gültigen Fassung zugänglich.
Findhilfsmittel:Der Zugang erfolgt für die Faszikelgruppen I bis III, V und VII bis X über ein Repertorium, für die Gruppe IV ist ein handschriftlicher Namensindex (Kopie als Behelf im Lesesaal) vorhanden.

Angaben zu verwandtem Material

Veröffentlichungen:Inventar des Kriegsarchivs. Bd. 1 (1953), S. 105-107.
Allmayer-Beck, Johann Christoph: Die Kanzlei und das Archiv des Militär-Maria Theresien-Ordens. In: MÖStA 10 (1957), S. 243-256.
Ludwigstorff, Georg: Der Militär-Maria Theresien-Orden. In: Österreichs Orden vom Mittelalter bis zur Gegenwart, hrsg. von Johann Stolzer/Christian Steeb. Graz 1996, S. 90-113.
Auer, Erich: Der Maria Theresien-Orden. Von der Ordensgemeinschaft zum Verdienstorden. In: Numismatische Zeitschrift, 74. Band (1951), S. 106 - 112.
Auer, Erich: Zur Kulturgeschichte der österreichischen Orden und Ehrenzeichen. In: Wiener Geschichtsblätter 8. (68.) Jg. (1953), S. 18.
Geschichte des k. k. militärischen Marie Theresie Ordens seit desselben Stiftung. Autor unbekannt, Regensburg-Mainz 1796.

Biographien der Mitglieder des Ordens bieten: Hirtenfeld, Jaromir: Der Militär-Maria-Theresien-Orden und seine Mitglieder 1757-1850. Wien 1857, fortgesetzt von Lukes, Johann: 1850-1890. Wien 1890 und Hofmann/Hubka: 1914-1918. Wien 1944.

Im Internet (Google eBook) ist der 2. Band des Militär-Maria Theresien-Ordens (1805-1850) unter folgendem Link einsehbar: http://www.ordenskunde.at/hirtenfeld.pdf
 

Verwandte Verzeichnungseinheiten

Verwandte Verzeichnungseinheiten:keine
 

Benutzung

Schutzfristende:31.12.1989
Erforderliche Bewilligung:Keine
Physische Benützbarkeit:Uneingeschränkt
Zugänglichkeit:Öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL:https://archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=4640
 

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