AT-OeStA/HHStA KA KK Geheimakten 2-1-31 Bericht des Grafen Andrassy über die achte Sitzung, 1878.06.29 (Einzelstück (Aktenstück, Bild, Karte, Urkunde))

Archivplan-Kontext


Angaben zur Identifikation

Signatur:AT-OeStA/HHStA KA KK Geheimakten 2-1-31
Titel:Bericht des Grafen Andrassy über die achte Sitzung
Entstehungszeitraum:29.06.1878
Stufe:Einzelstück (Aktenstück, Bild, Karte, Urkunde)

Angaben zu Inhalt und Struktur

Unterteilung/Enthält:Bismark teilt dem Kongress mit, dass Griechenland Delianis und Rhangabe zu seinen Vertretern designiert. Graf Schuwalow gibt nachträglich seine Zustimmung zur Waddington’schen Redaktion und zieht seinen Antrag be-treff der Überwachungskommission zurück. Hierauf wird das Radaktionskomitee zur Ausarbeitung des Friedenstraktates konstituiert. Sodann ergreift Graf Andrassy das Wort, um seine Erklärung bezüglich Bosniens abzugeben. Salisbury tritt entschieden für unseren Standpunkt ein. Die Türkei war bisher außerstande Ruhe und Ordnung in diesen Ländern zu schaffen, sie wird es noch weniger in Zukunft vermögen. Nur ein mächtiger Staat vermöge dies zu tun. Ein Verlust dieser Provinzen kann für die Türkei von keinem Nachteil sein. Ihr materieller und strategischer Wert ist zweifelhaft. In Österreichs Händen ist auch am sichersten die Bildung slawischer Staaten verhindert, die wohl für die anderen Staaten eine stete Drohung wären. Bismark schließt sich diesem Antrag an. Er betont, wie alle Erschütterungen des Orients ihren Ursprung in Bosnien nahmen. Im Interesse des europäischen Friedens, zum Schutze der christlichen Bevölkerung müsste diesen Zuständen ein Ende gemacht werden. Reformen genügen da nicht, nur ein mächtiger Staat könne dauernde Ordnung schaffen. Caratheodori negiert die Pforte hätte nicht die Kraft, Ruhe und Ordnung in Bosnien zu schaffen. Mit der moralischen Unterstützung Österreichs werde sie die nötigen Reformen schleunigst ins Leben rufen. Waddington tritt dem englischen Antrag bei. Es gäbe, sagt er, nur eine Macht, die diese Aufgabe, die sich als eine question de police europénne darstelle, übernehmen könne. Beaconsfield erklärt sich im selben Sinne. Auch Gortschakoff spricht sich für den englischen Antrag aus, der den christlichen Bevölkerungen Sicherheit und ein ehrenwürdiges Dasein zu verschaffen verspricht. Graf Andrassy wendet sich gegen Caratheodori und beweist, wie die Türkei nie in der Lage war, ihrer Zusicherung betreff der Repatriierung der Flüchtlinge nachzukommen. Wenn, wie Caratheodori behauptet, die militärische Position der Türkei in Bosnien intakt geblieben sei, so habe dies nur die Dislokati-onen Österreichs ermöglicht. Österreich habe für die Stabilität der Türkei seine Kräfte eingesetzt, es müsste darauf bestehen, dass die Türkei ihrerseits zu dieser Stabilisierung beitrage. Österreich kann unmöglich seine Sicherheit an die Illusionen knüpfen, welche die Türkei bezüglich der künftigen Gestaltung dieser Provinzen hegt. Graf Andrassy erklärt den englischen Vorschlag anzunehmen und verliest seine hierauf bezügliche Deklaration. Bei der Abstimmung sprechen sich mit Ausnahme der Türkei alle Mächte für den eng-lischen Vorschlag aus. Fürst Gortschakoff hebt hervor, dass die Abstimmung Russland nur Bosnien und die Herzgowina betrifft, nicht die Enklaven zwischen Serbien und Montenegro. Fürst Bismark wendet sich nun in eindringlicher Rede gegen die türkischen Delegierten, indem er ihnen zu Gewissen führte, dass sie kein Interesse haben, die Kongressverhandlungen zum Scheitern zu bringen. Fällt das untrennbar Ganze der Kongressentscheidungen, so haben sie kein Recht mehr in Anspruch zu nehmen, als ihnen die Friedenspräliminarien von St. Stefano zugestehen. Sie mögen somit die europäischen Mächte nicht in die Lage setzen „d’aviser à leurs intérêts“. Graf Schuwalow hob hervor, Graf Andrassy hätte gesagt, Novipazar sollte ausgeschlossen bleiben, dagegen aber ein Garnisonsrecht beansprucht. Damit seien strategische Gesichtspunkte aufgestellt, welche in die serbischen und montenegrinischen Begrenzungsfragen hineinspielen. Er wünsche aufklärungen. Fürst Bismark erklärte, er wolle das Protokoll kurze Zeit für die Bestimmungen wegen der Enklaven offen halten. Er machte sie nochmals auf die Verantwortung aufmerksam, welche wohl die Pforte auf sich nimmt, wenn sie sich allen Mächten entgegensetzt.
 

Verwandte Verzeichnungseinheiten

Verwandte Verzeichnungseinheiten:keine
 

Benutzung

Schutzfristende:31.12.1908
Erforderliche Bewilligung:Keine
Physische Benützbarkeit:Uneingeschränkt
Zugänglichkeit:Öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL:https://archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=4435133
 

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