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AT-OeStA/FHKA SUS Tabak Österreichische Tabakregie, 1830-1967 (Teilbestand)
Angaben zur Identifikation |
Signatur: | AT-OeStA/FHKA SUS Tabak |
Titel: | Österreichische Tabakregie |
Entstehungszeitraum: | 1830 - 1967 |
Stufe: | Teilbestand |
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Angaben zum Umfang |
Archivalienart: | Akten und Geschäftsbücher |
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Angaben zum Kontext |
Aktenbildner-/Provenienzname: | Austria Tabak-Ges.m.b.H. |
Verwaltungsgeschichte: | Die Geschichte des Tabakmonopols begann im 17. Jahrhundert in den österreichischen Ländern mit verschiedenen Bestrebungen, den Tabakverschleiß durch die Zentralgewalt oder die Stände zu kontrollieren und den Konsum von Tabak durch einen Preisaufschlag (dem sogenannten Appalto) für den Ärar zu nutzen. Kaiser Leopold I. erliess dann 1701 anstelle mehrerer zeitlich und auf bestimmte Kronländer begrenzte Detailregelungen das erste Generalpatent, das allerdings bereits 1704 wieder aufgehoben wurde. Karl VI. führte 1723 die erste österreichische Tabakregie ein, mit zwei Produktionsstätten in Hainburg und in Triest sowie einer Reihe privater Verschleißstellen und auch Tabakmanufakturen, die sich allerdings wegen bürokratischer und wenig kompetenter Leitung nicht bewährte. Bereits nach wenigen Jahren kehrte man zu einer Generalverpachtung zu fixen Tarifen zurück. Dieser Weg wurde auch unter Maria Theresia beibehalten, allerdings verstärkte man kontinuierlich die staatliche Kontrolle. Erst Joseph II. gab mit dem Patent vom 8. Mai 1784 den Anstoß zur Gründung der k.k. Tabakregie, die in dieser Form Bestand hatte. Der Staat übernahm jetzt alle Ebenen des Geschäftes selbst – den Ankauf des Rohtabakes, die Verarbeitung und den Verschleiß. Die unternehmerische Leitung unter vier gewinnbeteiligten Direktoren agierte dabei weitgehend selbständig, die Hofkammer war lediglich für die Tabakbuchhaltung und die Rechnungskontrolle zuständig. Ihr Bestreben nach stärkerer Einflussnahme der zentralen Finanzverwaltung und damit auch Verbürokratisierung kam 1830 zu einem Erfolg, als die Zuständigkeit für den Tabakverschleiß der Tabakregie genommen und den neu geschaffenen Kameral-Gefällen-Administrationen in den Kronländern einverleibt wurde. 1835 wurde die nun als „Tabakfabriken-Direktion“ bezeichnete Regie direkt der Hofkammer unterstellt. Im selben Jahr wurde auch die Zoll- und Staatsmonopolordnung und das Gefällsstrafgesetz verabschiedet, das die Monopolverwaltung auf eine solide und verteidigungsfähige Basis stellte. Der Geltungsbereich der Regie wuchs kontinuierlich an und erreicht 1851 mit der Einbeziehung der Länder der ungarischen Krone seine größte Ausdehnung. Dies wurde 1867 mit dem Ausgleich und der Schaffung der Doppelmonarchie wieder rückgängig gemacht, die cisleithanische „k.k. Generaldirektion der Tabakregie“ entwickelte sich aber in den kommenden Jahrzehnten kräftig und erreichte 1913 ihre größten Unternehmensumfang mit 36 Produktionsstätten, 17 selbständigen Verschleißmagazinen und 8 Tabakeinlösungsämtern. Sie beschäftigte insgesamt 1200 Beamte und 38.000 Arbeiter und Arbeiterinnen und erwirtschaftete bei einem Umsatz von ca. 344,5 Millionen Kronen erstaunliche 241 Millionen Reingewinn. Die Tabakregie war auch am sozialen und medizinischen Bereich sehr fortschrittlich: Unterstützung für nicht (mehr) erwerbsfähige Arbeiter seit dem Beginn des Unternehmens, später Invalidenrenten und ein eigenes Pensionssystem, im Vergleich zur übrigen Arbeitswelt hohe hygienische Standards für die Beschäftigten, medizinische Grundversorgung, Arbeiterwohnungen, Betriebsküchen, Kinderkrippen etc. |
| Standorte von Tabakfabriken im Gebiet der Monarchie, mit Gründungs- und Schließungsdatum (soweit bekannt): Bautsch (Budišov nad Budišovkou), 1872- Budapest, Stadtteil Óbuda, Flórián tér, 1892-1948 Budweis (Ceské Budejovice), 1872- Debrecen, 1851- Fürstenfeld, 1781-2005 Göding (Hodonín), 1784- Goltsch-Jennikau (Golcuv Jeníkov), 1784-1812 HAINBURG, 1723-2011, Firmenarchiv im Österreichischen Staatsarchiv Hallein, 1869-1940 Iglau (Jihlava) Jagielnica, 1850- Joachimsthal (Jáchymov), 1851-1940er Jahre Kaschau (Kosice), 1851- Klagenfurt, 1858-1940er Jahre Klausenburg (Cluj), 1851- Klosterbruck (Loucký klášter), 1804-1851 Krakau, 1872- Laibach (Lubljana), 1871- Landskron (Lanškroun), 1872-1940 Linz, 1850-2009 Monasterzyska, 1797-1812, 1850- Neutitschein (Nový Jicín), 1870- Pest-Franzstadt, 1851- Pest-Theresienstadt, 1851- Pisek, 1887- Prag, 1784-1812 Pressburg (Bratislava), 1851- Rovigno Sacco bei Rovereto, 1854-2008 SCHWAZ, 1830-2005, Firmenarchiv im Österreichischen Staatsarchiv Sedlec, 1812-heute Stein an der Donau, 1850-1991 Sternberg (Šternberk), 1873-? (geschlossen) Tábor, 1872-1945? Tachau (), 1897-1938? Temesvar (Timisoara), 1851-2003 Trient, 1828-1854 Warasdin (Varaždin), 1851- Wien-Rennweg, 1850-1923 Wien-Rossau, 1846-1898 Wien-Ottakring, 1898-1990? Wien unter den Weißgerbern, 1849-1861 Winniki bei Lemberg (Wynnyky), 1784- Zablotow (Sabolotiw), 1872- Zwittau (Svitavy), 1874- Viele Fabriksstandorte wurden arbeitsmarktpolitisch motiviert in strukturschwachen oder in ökonomisch krisenhaften Regionen angesiedelt, oft Bergbauorten mit versiegenden Lagerstätten wie Hallein, Joachimsthal, Schwaz und Sedlec (bei Kuttenberg), oder Linz mit der aufgelassenen, ehemals sehr bedeutenden Wollzeugfabrik. Ausschlaggebend war bei der Standortwahl sicherlich auch das Vorhandensein einer an die Erfordernisse moderner, industrieller Produktion gewöhnten (Fabriks-)Arbeiterschaft. |
| Die Zeit der Ersten Republik brachte eine Schrumpfung und Konsolidierung des Betriebes in den innerhalb der neuen Staatsgrenzen verbliebenen Standorten Fürstenfeld, Hainburg, Hallein, Klagenfurt, Linz, Schwaz und Stein, einzige Auslandstochter blieb das Tabakwerk in München. Die Betriebseinrichtungen wurden modernisiert und verstärkt mechanisiert, der Neubau der Tabakfabrik Linz 1935 zählte zu den damals modernsten Fabriksbauten Europas. Diese Aufwärtsentwicklung wurde gestoppt durch die Wirtschaftskrise und die deflationären Dreißigerjahre, die einen massiven Rückgang des Absatzes und damit auch der Produktion brachten. Trotzdem wurde versucht, den Personalstand möglichst hoch zu halten. Die Eingliederung Österreichs in das nationalsozialistische Deutschland brachte gravierende strukturelle und ökonomische Änderungen für die Tabakregie: das staatliche Tabakmonopol wurde aufgehoben und die Tabakregie in eine Aktiengesellschaft umgewandelt unter dem Namen "Austria Tabak, vormals Österreichische Tabakregie", einziger Anteilseigner war das Deutsche Reich. Einige kleinere Standorte wie Klagenfurt und Hallein wurden geschlossen. Ab 1939 musste man sich ein weiteres Mal auf eine Produktion unter Kriegsbedingungen einstellen. Der zunehmende Mangel an Rohstoffen und die eingeschränkten Transportmöglichkeiten beeinträchtigten die Produktion dieser als kriegswichtig eingestuften Betriebe, im Unterschied zum Ersten Weltkrieg kam es auch zu erheblichen Beschädigungen der Produktionsstätten. Nach 1945 wurde der rechtliche Status als Aktiengesellschaft beibehalten. ... Im Jahre 1997 übertrug die Republik Österreich ihre sämtlichen Anteile an die Österreichische Industrieholding AG (ÖIAG). Am 5. November 1997 verkaufte die ÖIAG davon 49,5 % an institutionelle und private Aktionäre. Am 25. März 1999 wurden weitere 9,4 % an institutionelle Anleger verkauft. Nach einer öffentlichen Ausschreibung im März 2001 kaufte der britische Tabakkonzern Gallaher Group die verbliebenen 41,1 % für rund 770 Millionen €. Den übrigen Aktionären wurde ein Angebot über denselben Preis pro Aktie (85 €) unterbreitet, welches zu fast 100 % angenommen wurde. Im Laufe des Jahres 2005 wurde die Zigarettenfabrik in Schwaz und die Zigarrenfabrik in Fürstenfeld geschlossen. Die verbliebenen Werke in Linz und Hainburg wurden modernisiert und die Produktion ausgebaut. Die Zigarettenproduktion stieg von 25,4 Milliarden Stück im Jahre 2000 auf 36,4 Milliarden Stück 2005. Doch schon mit Jahresende 2009 wurde auch das Werk in Linz, wo zuletzt 269 Personen beschäftigt waren, komplett geschlossen, 2011 die letzte noch verbliebene Produktionsstätte in Hainburg. |
Archivierungsgeschichte: | Übernommen im August 2012: 656 Faszikel Akten der Tabakfabrik Hainburg (82 Holzkisten à 8 Faszikel), 90 Laufmeter Direktionsakten in Aktenordnern, 40 lfm Geschäftsbücher und 4300 Pläne der Tabakfabrik Hainburg, 40 Laufmeter Akten und 5 Laufmeter Geschäftsbücher der Tabakfabrik Schwaz |
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Angaben zu Inhalt und Struktur |
Bewertung und Kassation: | Skartiert wurden zwischen 30 und 50 Prozent des Aktenmaterials der Tabakfabrik Hainburg und ca. 10 Prozent des Aktenmaterials der Tabakfabrik Schwaz |
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Angaben zur Benutzung |
Reproduktionsbestimmungen: | ohne Einschränkung reproduzierbar |
Sprache: | Deutsch |
Findhilfsmittel: | Indizes und Bücher |
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Angaben zu verwandtem Material |
Veröffentlichungen: | Benno Freiherr von Possanner: Das Tabakverschleißwesen in Österreich, Wien 1901 Friedrich Benesch: 150 Jahre Österreichische Tabakregie 1784-1934. (Hrsg. Generaldirektion der österreichische Tabakregie), Wien 1934 Harald Hitz: Die wirtschaftliche Entwicklung der Österreichischen Tabakregie von der Gründung 1784 bis 1835. Phil.Diss. Wien 1973 Harald Hitz und Hugo Huber: Die Geschichte der Österreichischen Tabakregie 1784-1835. (Veröffentlichungen der Kommission für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Band 2), Wien 1975 Kaj Mühlmann: Die Neubauten und Betriebseinrichtungen der Tabakfabrik in Linz, Salzburg 1936 Waltrauzd Kannonier und Meinrad Ziegler: Ohne Filter, Arbeit und Kultur in der Tabakfabrik Linz, Innsbruck 2012 |
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Verwandte Verzeichnungseinheiten |
Verwandte Verzeichnungseinheiten: | keine |
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Benutzung |
Schutzfristende: | 31.12.1997 |
Erforderliche Bewilligung: | Keine |
Physische Benützbarkeit: | Uneingeschränkt |
Zugänglichkeit: | Öffentlich |
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URL für diese Verz.-Einheit |
URL: | https://archivinformationssystem.at/detail.aspx?ID=3059943 |
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